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Steinmeier: Erinnerung an Zweiten Weltkrieg soll frühere Feinde einander annähern

Copyright AFP/Archiv Tobias SCHWARZ

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Menschen in Deutschland und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion dazu aufgerufen, sich in der Erinnerung an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs einander anzunähern. “Die Erinnerung soll uns einander näherbringen. Sie darf uns nicht von Neuem entzweien”, sagte er am Freitag laut Redemanuskript in Berlin bei einer Veranstaltung zum 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion.

“Lassen Sie, lassen wir nicht zu, dass wir einander von Neuem als Feinde begegnen; dass wir den Menschen im Anderen nicht mehr erkennen”, bat Steinmeier. “Lassen wir nicht zu, dass die das letzte Wort haben, die der nationalen Überheblichkeit, der Verachtung, der Feindschaft, der Entfremdung das Wort reden.”

Er mache sich große Sorgen, “dass die leidvolle Geschichte, an die wir heute erinnern, selbst mehr und mehr zur Quelle von Entfremdung wird”, sagte Steinmeier. “Wenn der Blick zurück auf eine einzige, nationale Perspektive verengt wird, wenn Austausch über unterschiedliche Perspektiven der Erinnerung zum Erliegen kommt oder verweigert wird, dann wird Geschichtsschreibung zum Instrument neuer Konflikte, zum Gegenstand neuer Ressentiments.” Geschichte dürfe aber nicht “zur Waffe werden”.

Steinmeier äußerte sich im Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst anlässlich des Jahrestags des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941. In dem Museum wurde zugleich eine Ausstellung eröffnet mit dem Titel “Dimensionen eines Verbrechens. Sowjetische Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg”.

Jeder Krieg bringe Verheerung, Tod und Leid, doch “dieser Krieg war anders”, betonte Steinmeier. “Er war eine deutsche Barbarei. Er hat Millionen Menschenleben gekostet, er hat den Kontinent verwüstet, und er hat – in seiner Folge – die Welt über Jahrzehnte geteilt.”

Der Krieg und sein Erbe hätten “auch unsere Erinnerung geteilt”, fügte Steinmeier hinzu. Diese Teilung bleibe eine Last für die Zukunft. “Das zu ändern, ist unsere Aufgabe, eine Aufgabe, für die wir über die Grenzen hinweg dringend mehr Anstrengung leisten müssen”, mahnte er.

Quelle: AFP

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