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Sicherheitskräfte in Myanmar erschießen mindestens acht Demonstranten

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Beim bisher blutigsten Tag der Proteste gegen den Militärputsch in Myanmar seit der Machtübernahme der Armee vor rund einem Monat sind mindestens acht Menschen getötet worden. Bei den Massenprotesten am Wochenende wurden nach Medienberichten zudem hunderte Menschen festgenommen. Der UNO lagen nach eigenen Angaben “glaubhafte” Berichte über 18 Tote vor. 

In der südlichen Küstenstadt Dawei wurden drei Männer erschossen, als neben Tränengas, Wasserwerfern und Gummigeschossen auch scharfe Munition eingesetzt wurde, wie der Sanitäter Pyae Zaw Hein der Nachrichtenagentur AFP sagte. Mindestens 20 weitere Menschen wurden nach seinen Angaben durch Gummigeschosse verletzt.Das örtliche Medienportal “Dawei Watch” meldete ebenfalls drei Todesopfer. 

In der Stadt Bago wurden nach Angaben eines Rettungswagenfahrers zwei Jugendliche erschossen. Auch Lokalmedien meldeten den Tod der beiden 18-Jährigen. Ein Notarzt in der Stadt Mandalay bestätigte AFP zwei Tote durch Schussverletzungen. 

Ein 23-Jähriger wurde in der Wirtschaftsmetropole Rangun getötet. “Seine Frau ist zutiefst erschüttert”, sagte ein Sozialarbeiter nach einem Gespräch mit der Witwe des Toten. “Sie ist im dritten Monat schwanger.” In Rangun begannen Polizisten bereits wenige Minuten vor dem Auftakt der Proteste, die Menschen gewaltsam auseinanderzutreiben. 

Auch in anderen Städten berichteten Augenzeugen von der zunehmenden Brutalität der Einsatzkräfte gegen friedliche Demonstranten. Seit dem Putsch registrierte die Hilfsvereinigung für politische Gefangene mehr als 850 Festnahmen oder Verurteilungen. Die Zahl dürfte nach diesem Wochenende jedoch drastisch steigen. Staatliche Zeitungen berichteten von 479 Festnahmen alleine am Samstag.

Die UNO verurteilte das gewaltsame Vorgehen am Sonntag “aufs Schärfste”. “Wir fordern das Militär auf, die Anwendung von Gewalt gegen friedliche Demonstranten sofort einzustellen”, erklärte die Sprecherin des UN-Menschenrechtskommissariats, Ravina Shamdasani. Der UNO lägen glaubhafte Informationen zu 18 Getöteten vor. 

UN-Generalsekretär António Guterres erklärte, die “Anwendung tödlicher Gewalt gegen friedliche Demonstranten und willkürliche Festnahmen” seien “inakzeptabel”. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell erklärte unter Verweis auf bereits in die Wege geleitete EU-Sanktionen gegen Myanmars Militärführung: “Mit Schüssen gegen unbewaffnete Zivilisten haben die Sicherheitskräfte eine eklatante Missachtung des internationalen Rechts gezeigt und sie müssen dafür zur Verantwortung gezogen werden.”

Die US-Botschaft in Rangun schrieb beim Onlinedienst Twitter: “Es bricht uns das Herz, den Verlust so vieler Menschenleben in Myanmar zu sehen.” Menschen sollten keine Gewalt erfahren, weil sie ihr Missfallen über einen Militärputsch zum Ausdruck brächten.

Aus mehreren Städten wurden auch Übergriffe auf Journalisten gemeldet. So soll in Myitkyina ein Reporter laut Berichten der Lokalzeitung “The 74 Media” von Polizisten geschlagen und festgenommen worden sein. In Pyay im Zentrum des Landes wurde ein weiterer Reporter nach Angaben seines Arbeitgebers von einem Gummigeschoss getroffen. Ein Sprecher der Militärjunta war am Sonntag telefonisch nicht zu erreichen. 

Am 1. Februar hatte in dem südostasiatischen Land das Militär durch einen Putsch die Macht übernommen. Die demokratisch gewählte Regierung von De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi wurde abgesetzt und die Friedensnobelpreisträgerin festgenommen. Seitdem sind hunderttausende Menschen gegen die Armee auf die Straßen gegangen. Dabei ließen sie sich bislang auch von zunehmender Gewalt und Einschüchterungen nicht abschrecken. Bis Sonntag waren mindestens fünf Todesopfer gezählt worden. 

Für Montag wurde eine Anhörung von Suu Kyi vor Gericht angesetzt. Ihr werden Vergehen wie der Besitz unregistrierter Funkgeräte vorgeworfen. Ihr Anwalt Khin Maung Zaw sagte AFP, ihm sei bisher kein Treffen mit seiner Mandantin ermöglicht worden. “Als Anwalt vertraue ich dem Gericht. Aber in diesen Zeiten kann alles passieren.”

Quelle: AFP

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