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Mehrheit der Jugendlichen fürchtet wegen Corona-Krise um berufliche Zukunft

Copyright AFP/Archiv INA FASSBENDER

Die Mehrheit der Jugendlichen in Deutschland macht sich angesichts der Corona-Pandemie Sorgen um die berufliche Zukunft. In einer Umfrage für die Bertelsmann-Stiftung waren 71 Prozent der Befragten der Meinung, dass sich durch Corona ihre Chance auf einen Ausbildungsplatz verschlechtert hat – zehn Punkte mehr als im Vorjahr. Bei künftigen Studierenden gaben das bezogen auf einen Studienplatz nur 24 Prozent der Befragten an.

Grundsätzlich ist für 77 Prozent der Jugendlichen eine Ausbildung zumindest eine Option – 41 Prozent von ihnen streben eine Lehre an, 36 Prozent sind noch unentschieden, wie die am Donnerstag veröffentlichten Ergebnisse weiter ergaben. Berufliche Bildung sei bei jungen Menschen also “nach wie vor sehr attraktiv”, schrieben die Autorinnen und Autoren. Allerdings werfe die Corona-Krise “große Schatten” auf die Perspektiven junger Menschen.

Unter Jugendlichen mit niedrigem Bildungsabschluss sehen derzeit sogar 78 Prozent der Befragten schlechtere Ausbildungschancen. Laut der Studie sind zudem 53 Prozent der befragten 14- bis 20-Jährigen überzeugt, dass die Politik wenig oder gar nichts für die Ausbildungsplatzsuche tue. 20 Prozent sagten, die Politik tue zwar viel, aber noch nicht genug. 

Nötig sei eine “staatliche Ausbildungsgarantie”, forderte Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung. Jede Krise vernichte dauerhaft Arbeitsplätze; eine Garantie gebe Jugendlichen Sicherheit und sichere langfristig dringend benötigte Fachkräfte. Junge Menschen mit Abitur hätten “quasi eine Studiengarantie”, fuhr Dräger fort. Jugendliche mit niedrigeren Schulabschlüssen würden dagegen in Krisenzeiten allein gelassen. “Das ist nicht gerecht.” 

Über die Hälfte (54 Prozent) derjenigen, die gerade auf der Suche nach einer Lehrstelle sind, schätzt die Zahl der vorhandenen Ausbildungsplätze als zu gering ein. Wer seine Ausbildung schon angetreten oder eine Zusage hat, ist indes überwiegend zufrieden damit. So bewerteten über 80 Prozent der Azubis ihre Ausbildung als positiv. Unter Jugendlichen mit niedrigem Bildungsabschluss sind es sogar 95 Prozent.

Das Meinungsforschungsinstitut Iconkids & Youth befragte im Auftrag der Stiftung im Februar und März 1700 Jugendliche im Alter von 14 bis 20 Jahren. Die Daten wurden nach Schulbesuch und -abschluss gewichtet. 

Der Sozialverband VdK forderte ebenfalls mehr Unterstützung für junge Menschen. Viele Jugendliche “werden im Herbst auf der Straße stehen, wenn sie keine Unterstützung von der Politik bekommen und sich Betriebe aus der Verantwortung ziehen”, warnte VdK-Präsidentin Verena Bentele. Es sei “besorgniserregend”, dass so viele junge Menschen der Ansicht seien, die Politik tue nicht genug für sie. Sie dürften “nicht sich selbst überlassen” werden.

Quelle: AFP

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