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Konfliktparteien verletzen Waffenruhe in Berg-Karabach

Copyright POOL/AFP Sven Hoppe

Beschuss, Sirenen, Tote: Nur wenige Stunden nach der Verkündung einer Waffenruhe im Konflikt um Berg-Karabach sind aus der Kaukasusregion mehrfach Verstöße gegen die Abmachung gemeldet worden. Sowohl Armenien als auch Aserbaidschan warfen sich in der Nacht zum Sonntag gegenseitig Kampfhandlungen vor. Bei einem Bombenangriff auf die aserbaidschanische Stadt Gandscha wurden laut der Regierung in Baku neun Menschen getötet. Papst Franziskus bedauerte eine “zu zerbrechliche Feuerpause”. 

Nach fast zwei Wochen schwerer Gefechte in Berg-Karabach war am Samstag eine Waffenruhe in Kraft getreten, die seitdem jedoch immer wieder gebrochen wird. Bei “einem nächtlichen Beschuss armenischer Streitkräfte” auf ein Wohngebiet in Gandscha, der zweitgrößten Stadt Aserbaidschans, wurden nach Angaben des aserbaidschanischen Außenministeriums neun Menschen getötet und 33 weitere verletzt. 

Ein Berater des aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew prangerte “einen Akt des Völkermords” an und drohte mit Vergeltungsmaßnahmen. Das Verteidigungsministerium der selbsternannten Republik Berg-Karabach bestritt die Bombardierung von Gandscha und sprach von einer “Lüge”. 

Der Präsident der selbsternannten Republik Berg-Karabach, Araik Harutjunjan, beurteilte die Situation am Sonntag als insgesamt “ruhiger” als am Vortag. Es habe keine Bombardierungen gegeben, jedoch “einige Schusswechsel an der Frontlinie”. Seine Truppen hielten das Waffenstillstandsabkommen ein, betonte Harutjunjan.

In der Nacht zum Samstag hatten sich Armenien und Aserbaidschan unter Vermittlung von Russlands Außenminister Sergej Lawrow neben der Waffenruhe auf den Beginn “ernsthafter Verhandlungen” über die Zukunft der seit Jahrzehnten umstrittenen Region geeinigt.

Nur Minuten nach dem Inkrafttreten der Waffenruhe am Samstagmittag meldeten beide Seiten jedoch erneuten Beschuss. 

Der Papst beklagte beim Angelus-Gebet am Sonntag die “zu zerbrechliche Feuerpause”. Er ermutige zu deren Einhaltung, sagte Franziskus.

Berg-Karabach ist seit Jahrzehnten zwischen Armenien und Aserbaidschan umstritten. Die Kaukasusregion hatte während des Zerfalls der Sowjetunion einseitig ihre Unabhängigkeit erklärt. Darauf folgte in den 90er Jahren ein Krieg mit 30.000 Toten. Die selbsternannte Republik Berg-Karabach wird bis heute international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. Sie wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt. 

Nach einer längeren Zeit relativer Ruhe war der Konflikt um Berg-Karabach und angrenzende Gebiete Ende September wieder aufgeflammt. Seitdem gab es täglich heftige Gefechte, bei denen dutzende Zivilisten starben. Bislang wurden nach armenische Angaben fast 500 Menschen getötet, darunter etwa 60 Zivilisten. Aserbaidschan äußert sich nicht zur Zahl der auf seiner Seite getöteten Soldaten.

© Agence France-Presse

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