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Israels Konflikt mit Palästinensern weitet sich auf Westjordanland aus

Copyright AFP/Archiv THOMAS SAMSON

Der seit Tagen eskalierende Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern hat sich territorial ausgeweitet. Neben dem Gazastreifen und Israel selbst ist seit Freitag auch das Westjordanland betroffen. Dort wurden bei schweren Zusammenstößen nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums mindestens elf Palästinenser getötet. Die USA schickten ihren Nahost-Gesandten Hady Amr in die Region.

In einer vorherigen Zwischenbilanz des palästinensischen Gesundheitsministeriums war noch von zehn Toten durch Schüsse israelischer Soldaten die Rede gewesen. Rund 150 weitere Menschen wurden demnach bei den Zusammenstößen mit den israelischen Sicherheitskräften im Westjordanland verletzt. Es waren die heftigsten gewaltsamen Zusammenstöße in dem von Israel besetzten Palästinensergebiet seit 20 Jahren. 

Die traditionellen Freitagsproteste gegen die israelische Siedlungspolitik hatten sich nach Angaben eines palästinensischen Sicherheitsvertreters zu den heftigsten Konfrontationen “seit der zweiten Intifada” entwickelt, die im Jahr 2000 begonnen hatte. Palästinensische Demonstranten schleuderten in Ramallah Steine, Molotow-Cocktails und andere Geschosse auf die Sicherheitskräfte. Diese setzten Wasserwerfer, Tränengas, Gummigeschosse sowie scharfe Munition ein.

Auch verstärkte die israelische Armee nach erneutem Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen ihre Angriffe auf dieses Gebiet. Mehrere Häuser wurden zerstört oder schwer beschädigt. 

Die israelische Armee setzte eigenen Angaben zufolge Kampfjets und Panzer ein, um gegen ein Tunnel-Netz der radikalislamischen Hamas vorzugehen. Im Nordosten des Küstenstreifens verließen wegen des israelischen Beschusses hunderte Menschen fluchtartig ihre Häuser. 

“Sie bezahlen und werden weiter teuer dafür bezahlen. Es ist noch nicht vorbei”, sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach einer Sitzung im Verteidigungsministerium mit Blick auf die Hamas. Er deutete eine mögliche nochmalige Verstärkung der Angriffe an. 

Die Zahl der Opfer durch die israelischen Angriffe im Gazastreifen seit Montag stieg nach palästinensischen Angaben auf insgesamt 126, darunter 31 Kinder. Rund 950 Menschen wurden demnach dort verletzt. Auf israelischer Seite wurden durch Raketenangriffe aus dem Gazastreifen nach Angaben der israelischen Behörden insgesamt neun Menschen getötet, darunter ein sechsjähriger Junge und ein Soldat. 

Die radikalislamische Hamas und andere Palästinensergruppen feuerten mehr als 2000 Raketen aus dem Gazastreifen Richtung Israel ab, die meisten wurden jedoch von der israelischen Luftabwehr abgefangen. Es handelt sich um die heftigsten Gefechte zwischen Israel und militanten Palästinensern seit 2014. 

Nach Angaben der israelischen Armee wurden zudem aus dem Libanon drei Raketen in Richtung Israel abgefeuert, die jedoch ins Mittelmeer stürzten. Erstmals seit der jüngsten Eskalation des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern wurden zudem aus Syrien Raketen auf Israel abgefeuert. Nach Angaben der israelischen Streitkräfte schlugen zwei dieser Raketen in unbewohnten Gebieten in Nordisrael ein. Eine dritte Rakete aus Syrien habe Israel gar nicht erreicht.

Ob ein Zusammenhang zwischen den Raketenangriffen aus Syrien und der Zuspitzung des israelisch-palästinensischen Konflikts bestand, war zunächst unklar. Am Freitag starb im Libanon ein Mitglied der Hisbollah-Miliz, nachdem er von der israelischen Armee während einer Demonstration an der Grenze verletzt worden war, wie die Nachrichtenagentur ANI meldete. Die mit Israel verfeindete Hisbollah hat Stellungen im Süden Syriens.

Die Bundesregierung prangerte die Attacken aus dem Gazastreifen auf Israel als “Terrorangriffe” an und unterstrich das Recht Israels auf Selbstverteidigung. “Nichts rechtfertigt solchen Terror”, betonte Regierungssprecher Steffen Seibert. 

Die Eskalation hat international Furcht vor einem erneuten Krieg im Nahen Osten ausgelöst. Die US-Regierung schickte ihren Nahost-Gesandten in die Region. Amr sei am Freitag in Israel eingetroffen, teilte die dortige US-Botschaft mit. Am Sonntag soll der UN-Sicherheitsrat erneut über den Konflikt beraten.

Quelle: AFP

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