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Internationale Hilfe für Corona-Krisenland Indien angelaufen

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Die internationale Hilfe zur Überwindung der katastrophalen Corona-Lage in Indien ist angelaufen: Als erste Hilfslieferung trafen am Dienstag hundert Beatmungsgeräte und 95 Sauerstoffkonzentratoren aus Großbritannien ein, wie das Außenministerium in Neu Delhi mitteilte. Die internationale Hilfe, an der sich auch Deutschland beteiligt, soll Indiens Krankenhäuser entlasten, in denen es an Betten und Sauerstoff für Covid-19-Patienten fehlt. Derweil verhängen immer mehr Länder Einreisebeschränkungen gegen Indien.

“Internationale Kooperation bei der Arbeit”, kommentierte der indische Außenamtssprecher Arindam Bagchi im Onlinedienst Twitter Fotos von der Entladung der britischen Hilfsgüter aus einer Lufthansa-Maschine. Diese Woche sollen aus Großbritannien insgesamt neun Flugzeug-Containerladungen mit 495 Sauerstoffkonzentratoren sowie 120 Geräten für nicht-invasive Beatmung und 20 Geräten für die manuelle Beatmung in Indien eintreffen.

Auch die USA, Kanada und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben Hilfslieferungen angekündigt. US-Präsident Joe Biden etwa sagte Indien am Montag unter anderem Rohstoffe für die Impfstoff-Herstellung, Beatmungsgeräte, Corona-Tests und medizinische Schutzausrüstung zu. Außerdem gehört Indien zu den Ländern, an die die USA bis zu 60 Millionen Dosen des bei ihnen nicht zugelassenen Corona-Impfstoffs von Astrazeneca verteilen sollen.

Die EU-Kommission kündigte am Dienstag Hilfe für die kommenden Tag an. Geliefert würden über den EU-Katastrophenschutzmechanismus dringend benötigter Sauerstoff, Medikamente und Ausrüstung. Demnach gibt es bisher Hilfsangebote aus den sechs EU-Ländern Irland, Belgien, Rumänien, Luxemburg, Portugal und Schweden. Weitere Zusagen würden demnächst unter anderem aus Deutschland und Frankreich erwartet. 

Die geplante Unterstützung über den EU-Katastrophenschutz umfasst bisher 780 Sauerstoffkonzentratoren, einen Sauerstoffgenerator sowie Sauerstofflieferungen, wie die Kommission erklärte. Hinzu kämen gut 540 Beatmungsgeräte und tausende Dosen des antiviralen Medikaments Remdesivir. 

Die Bundesregierung will Indien mit Beatmungsgeräten, Anlagen zur Sauerstofferzeugung, Medikamenten und Masken helfen. Eine erste Hilfslieferung werde “in den nächsten Tagen” auf den Weg gebracht, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Dienstag in Berlin.

Das ohnehin schlecht ausgestattete Gesundheitssystem Indiens steht angesichts der rapide steigenden Infektionszahlen vor dem Zusammenbruch. Am Dienstag wurden erneut mehr als 350.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Besonders dramatisch ist die Lage in der Hauptstadt Neu Delhi. 

In zahlreichen Krankenhäusern sind medizinischer Sauerstoff und Medikamente knapp. Angehörige von Corona-Patienten suchen vor Ort und im Internet verzweifelt nach freien Krankenhausbetten. 

Um die vielen Corona-Toten einäschern zu können, wurden in Neu Delhi auf einem Parkplatz rund ein Dutzend Scheiterhaufen aufgetürmt und angezündet. “Die Leute sterben, sterben und sterben einfach”, sagte der Koordinator des improvisierten Krematoriums, Jitender Singh Shanty, der Nachrichtenagentur AFP. Auf dem Parkplatz werden derzeit rund hundert Leichen pro Tag eingeäschert. 

“Wenn wir noch mehr Leichen bekommen, werden wir sie auf der Straße verbrennen”, sagte Shanty. “Hier gibt es keinen Platz mehr.”

Mitverantwortlich für die dramatische Lage in Indien ist vermutlich die neue Coronavirus-Mutante B.1.617. Deutschland hat deshalb wie zahlreiche andere Länder einen weitgehenden Einreisestopp verhängt.

Belgien kündigte am Dienstag einen Einreisestopp für Menschen aus Indien sowie aus Südafrika und Brasilien an. Auch Transitaufenthalte würden verboten, sagte Regierungschef Alexander De Croo. Belgische Staatsbürger dürfen jedoch heimkehren. Für sie gilt dann eine Test- und Quarantäne-Pflicht.

Am Dienstag untersagte Australien die Landung von Direktflügen aus Indien mindestens bis zum 15. Mai. Zugleich sagte Premierminister Scott Morrison Hilfslieferungen für Indien zu, das eine “schreckliche humanitäre Krise” zu bewältigen habe.

Die Republik Fidschi im Südpazifik, die bis vor kurzem weitgehend Corona-frei war, nennt Indien als Ursprungsort für den jüngsten Ausbruch in Quarantäne-Unterkünften in der Stadt Nadi, in der sich Fidschis internationaler Flughafen befindet. James Fong vom Gesundheitsministerium mahnte, mit entschiedenen Maßnahmen müsse sein Land einen Corona-“Tsunami” wie in Indien verhindern.

Quelle: AFP

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