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Familie wollte Frau mutmaßlich durch Entführung an Aussage gegen Ehemann hindern

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Vor dem Berliner Landgericht müssen sich seit Dienstag fünf Angeklagte verantworten, die eine Frau nach Georgien entführt und ihre Tötung geplant haben sollen. Die Schwester eines der Angeklagten und Tochter einer weiteren Verdächtigen soll im August vergangenen Jahres gegen ihren Willen in eine abgelegene Region Georgiens gebracht worden sein, wie es in der zum Prozessauftakt verlesenen Anklage hieß. Damit sollte sie demnach an einer Aussage gegen ihren Ehemann vor Gericht gehindert werden.

Bereits Anfang 2019 war die Frau laut Anklage aus der Wohnung der Familie ihres psychisch kranken Manns geflohen und hatte ihn angezeigt. In einem später eröffneten Verfahren wurde ihm vorgeworfen, er habe sich im Zustand der Schuldunfähigkeit der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien anschließen wollen.

Bevor die Frau gegen ihn aussagen konnte, wurde sie laut Anklage jedoch zunächst nach Polen und später nach Georgien gebracht. Unter anderem soll ihr Bruder sie in einem Haus in einer abgelegenen Gegend heftig mit einem Schlauch geschlagen haben. Das Haus durfte sie gar nicht oder nur in Begleitung verlassen, wie die Generalstaatsanwaltschaft den Angeklagten vorwirft.

In dem Haus soll die Frau bis Oktober 2019 gefangen gehalten worden sein. Eigentlich wollten die Angeklagten sie offenbar in ihre ursprüngliche Heimat nach Tschetschenien bringen. Das scheiterte laut Anklage jedoch an fehlenden Dokumenten. Später sollen sie daher auch die Tötung der Frau und eine erzwungene Neuverheiratung erwogen haben.

Einer der Angeklagten, ein entfernter Verwandter der Frau, soll im Dezember mit ihrer Mutter über eine mögliche Tötung beraten haben. Laut Anklage äußerte er etwa einmal, solange die Frau noch am Leben sei, werde sie immer “gefährlich” sein. “Du wirst keine Gedanken mehr daran verschwenden, wenn dieses Problem weg ist”, soll er auch einmal zu der Mutter gesagt haben.

Das mutmaßliche Opfer befindet sich inzwischen im Zeugenschutz. Am Dienstag teilten alle fünf Verdächtigen mit, sich zunächst nicht zu den Vorwürfen zu äußern. Unter ihnen sind neben der Mutter, dem Bruder und dem entfernten Verwandten auch ein Onkel der Frau und ein Freund der Familie. Für den Prozess sind mehr als 20 Verhandlungstermine bis Dezember geplant.

© Agence France-Presse

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