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Erneut Proteste in Minneapolis wegen Todes von Schwarzem bei Polizeieinsatz

Foto: AFP

Nach dem Tod eines Afroamerikaners infolge eines brutalen Polizeieinsatzes in der US-Großstadt Minneapolis haben den zweiten Abend in Folge Demonstranten ihrer Wut Luft gemacht. Sie versammelten sich am Mittwoch vor dem Polizeirevier, in dem die vier Beamten gearbeitet hatten, die wegen des brutalen Umgangs mit dem 46-jährigen George Floyd entlassen wurden. Am Rande der Proteste in Minneapolis wie auch in Los Angeles gab es gewaltsame Zusammenstöße.

In Minneapolis reihten sich Polizisten vor dem Revier auf, um das Gebäude gegen die Demonstranten abzuschirmen. Die Polizei in der Großstadt im Bundesstaat Minnesota setzte Tränengas ein und drängte die aufgebrachte Menschenmenge zurück. An dem Ort, an dem Floyd festgenommen worden war, sangen Demonstranten und legten Blumen nieder.

Am Rande der Demonstrationen wurde ein Geschäft für Autoteile in Brand gesetzt. Ein Kaufhaus sowie weitere Geschäfte wurden geplündert. In der Nähe der Proteste wurde nach Polizeiangaben auf einen Mann geschossen. Er sei später seinen Verletzungen erlegen. Ein Verdächtiger wurde festgenommen.

Minnesotas Gouverneur Tim Walz rief dazu auf, die Umgebung der Polizeiwache zu verlassen. Die Lage dort sei “extrem gefährlich”, schrieb er im Onlinedienst Twitter.

Bereits am Vorabend hatten tausende Demonstranten in Minneapolis gegen exzessive Polizeigewalt und Rassismus protestiert. Die Polizei setzte Gummigeschosse und Tränengas ein. 

Am Mittwochabend fand auch in der kalifornischen Metropole Los Angeles eine Kundgebung gegen Polizeigewalt statt. Die Demonstranten zogen durch die Innenstadt und blockierten zwischenzeitlich eine Stadtautobahn. Einige Demonstranten schlugen die Scheiben von zwei Polizeiwagen ein, mehrere kletterten auf die Motorhaube von einem der Fahrzeuge. Als dieses wegfuhr, erlitt einer der Beteiligten beim Hinabstürzen Verletzungen.

Ein Handy-Video belegt, dass beim Einsatz gegen Floyd ein weißer Polizeibeamter mehr als fünf Minuten lang auf Floyds Genick kniete, obwohl dieser stöhnte: “Ich kann nicht atmen…Mama, Mama.” Schließlich blieb Floyd reglos liegen und wurde ins Krankenhaus gebracht, wo er wenig später für tot erklärt wurde. 

Der 46-jährige Restaurant-Mitarbeiter war nur wegen eines kleinen mutmaßlichen Delikts festgenommen worden: Er soll einen gefälschten 20-Dollar-Schein für einen Einkauf benutzt haben. Der örtliche Polizeichef Medaria Arradondo übergab nach eigenen Angaben die Ermittlungen zu dem Fall an die Bundespolizei FBI.

Der Bürgermeister von Minneapolis, Jacob Frey, zeigte Unverständnis darüber, dass der verantwortliche Polizist nicht festgenommen wurde: “Warum ist der Mann, der George Floyd getötet hat, nicht im Gefängnis?” fragte er. Die Schwester des Verstorbenen, Bridgett Floyd, forderte im Fernsehsender NBC, die vier entlassenen Beamten müssten wegen Mordes angeklagt werden – “denn genau das ist es, was sie getan haben”.

US-Präsident Donald Trump bezeichnete Floyds Tod als “traurig und tragisch”. Auf seine Veranlassung hätten FBI und Justizministerium bereits eine Untersuchung eingeleitet, twitterte er und versprach “Gerechtigkeit”.

Der designierte demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden forderte eine eingehende Untersuchung des Vorfalls. Floyds Tod sei “eine tragische Erinnerung daran”, dass in den USA immer noch “ein tief verwurzelter Kreislauf der Ungerechtigkeit” existiere.

Die demokratische Senatorin Kamala Harris warf dem Polizisten, der auf Floyds Hals gekniet hatte, “Folter” vor. “Es war eine öffentliche Hinrichtung”, erklärte sie.

Fälle von tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze haben in den vergangenen Jahren in den USA immer wieder für Empörung sowie für mitunter von Gewalt überschattete Proteste gesorgt. Sie führten zur Gründung der Protestbewegung Black Lives Matter. 

Der für Floyds Hinterbliebene tätige Bürgerrechtsanwalt Ben Crump forderte, der Fall müsse zum Wendepunkt im Umgang der Behörden mit Afroamerikanern werden. “Wir können nicht zwei Justizsysteme haben – eines für Schwarze und eines für Weiße.”

yb/cp 

© Agence France-Presse

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