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DATING „TECHNISCH ÜBERHOLT“ (Kolumne)

Foto: Shutterstock

Kolumne: Folge 2 von Autorin Johanna F.

Das Jahr 2020 hat wohl die gesamte bisherige Modernisierung des Datings noch einmal gesprengt. Einsamkeit oder das sich gerade einschleichende Dau- ersingledasein in 2020 ein sind wichtige Themen und eventuell sogar Nebenwirkungen von Covid19. Denn der innerliche Wunsch durch die schwere Zeit zu zweit gehen zu können ist da und er ist stark. Vielleicht sogar wieder ein Stück stärker als zu Zeiten, als Covid-19 unser Leben für uns noch nicht in den Griff nahm und wir uns im Eifer des Alltags weniger darum kümmern mussten, ob wir in ein paar Wochen oder Monaten in einem Lockdown hängen und sich das Kennen Lernen neuer potentieller Partner zukünftig als sehr schwierig erweisen würde.

Aber unabhängig von Covid19: Was hat sich in Zeiten des Onlinedatings im
Gegensatz zu „früher“ eigentlich alles verändert? Zuerst denke ich, dass es früher einfacher war, da es viele technische Möglichkeiten einfach nicht gab und dadurch blieb einem gar nichts anderes übrig als sich per Telefonat oder persönlich zu verabreden. Und hey es war schön so!

Auch Ansprechen war einfacher.
Man musste nicht über Dritte nach Facebook- oder Instagram-Profilen buhlen.
Wie sehr mancher diese Art von Normalität heute schätzt…wer weiß?
Als ich mit meiner ersten großen Liebe zusammen gekommen bin, hatten wir uns handgeschriebene Liebesbriefe geschrieben.
Wir haben uns hauptsächlich persönlich unterhalten. SMS gab es weniger. Wenn wir Kontakt wollten, haben wir uns getroffen und waren viel draußen.
Es war wirklich wunderschön.
Wir sehen es heute noch in Filmen oder lesen es in Büchern.
Das Spontantreffen. Eines in dem sich Mann und Frau durch einen Zufall oder eine zusammenkommende Situation begegnen und sich zwischen ihnen eine Anziehung entwickelt.
Aus einem Flirt wird ein reizendes Spiel indem es ein Hin und Her gibt. Und daraus entwickelt sich ein Kennenlernen. Aus dem Kennenlernen wird dann eine Bindung. Oder auch nicht.
Nie ist klar, wie weit, wie schnell und wohin sich die Sache entwickelt.
Aber es ist ja gerade diese reizvolle Ungewissheit, das Aufbauen von Spannung, um die es bei den ersten Dates geht. Dabei ist es wichtig, die richtige Balance zwischen Offenheit und Zurückhaltung zu finden. So kennen es sogar noch unsere älteren Geschwister, die älteren Generationen sowieso oder auch Menschen aus anderen Kulturen.
In den letzten Jahren hat sich die Technologie und die Mobilisierung enorm rasant entwickelt.
Haufenweise social media Plattformen, welche aus dem Boden schossen und immer mehr an Beliebtheit gewannen.
Apps um neue Leute kennen zu lernen.
Soziale Kontakte online. Super Gelegenheit um die gewonnene Zeit anders nutzen zu können. Kurz mal durch den Menschenkatalog wischen und die verschieden Persönlichkeiten in den ersten Sekunden durch ein meist bearbeitetes oder auch verpixeltes Foto in eine Schublade stecken.
Ist „Quality time“ zu einem Termin geworden, welchen man sich in den Smartphone Kalender einträgt?
Ich denke auch, dass die Emanzipation der Frauen teilweise eine Rolle spielt.

Viele Frauen sind selbstständig und ziehen inzwischen die Karriere der Partnerschaft oder Familiengründung vor. Sie können immer besser bezahlte Jobs bekommen und haben ihr Leben gerne komplett unabhängig vom Mann im Griff.
Von einigen meiner männlichen Bekannten in meinem Umfeld, habe ich sogar des öfteren mitbekommen, dass Frauen „doch auch nur noch unverbindlich das Eine wollen“.Ich persönlich, kann mir das überhaupt nicht vorstellen.

„Früher war alles besser …“?
Gleichberechtigung beim Daten? Sicher nicht…. Die Emanzipierte Dame, welche den ersten Schritt macht? Nach den archaischen Rollenbildern macht ER den ersten Schritt und SIE lässt sich erobern.
Mit anderen Worten: Er ist ein Macho und sie himmelt ihn unterwürfig an. Funktioniert das auch heute noch? Ich denke nicht.

Dating – damals vs. heute
Zuerst: Der Mann holte seine Herzdame ab und brachte sie auch heim.
„Kommst du noch auf ein Kaffee mit hoch?“
Nein bestimmt nicht. Entweder war sie zurückhaltend und eroberungswillig oder es hätte vom Vater dermaßen eine Schelle gegeben.
Dafür gab es den altbekannten
Gute-Nachtkuss nach einem gelungenen Abend.
In der heutigen Zeit wird in der Regel ein Treffpunkt vereinbart, zu dem beide eigenständig hinkommen. Dort trennt man sich dann auch wieder. Oder noch neuer und immer beliebter: Es wird sich gleich in der Wohnung einer der beiden Parteien getroffen. Dies endet nicht selten mit Intimitäten.
Es wird umgangssprachlich „Netflix and chill“ genannt. Besonders zu Lockdown-Zeiten ein geheimes Brechen einer inoffiziellen 1. Date-Regel.
Kommunikation: Manuell vs. digital

Der Brief. Vergessen und verloren. Aber romantisch, persönlich und handgeschrieben und zeigt solch ein Brief den Einsatz des Verfassers. Wer heutzutage solch einen Brief erhält, sollte diesen schätzen und in die Kiste mit besonderen Habseligkeiten verstauen. Unabhängig davon ob sich daraus eine tiefe Bindung entwickelt oder nicht.

Heutzutage ist es eine instant Message. Auch die könnten romantisch und emotional sein. Sind meist aber wegen Zeitmangel kurz und gedankenlos. Oder zu sachlich.

Wer brauch denn heute noch Pünktlichkeit:
Zu spät kommen Gab es damals nicht, denn man hatte kein Handy um schnell mal eine Nachricht zu schreiben.
Was unternehmen? Akribisch geplant oder lieber spontan?
Früher ergriff der Mann die Initiative, führte sie aus, gute Gespräche, Essen, Wein und Kerzenschein. Er hatte bereits im Voraus das Date geplant und vorbereitet. Er wusste in welches Restaurant es geht und zeigte somit, dass er sich Gedanken gemacht hat.
Und heute?
Oft trifft man sich einfach spontan und überlegt dann erst gemeinsam, was man macht oder wo man hingeht, um etwas zu essen oder zu trinken. Ganz mutige unter- nehmen etwas Actionreiches gemütlich Kultur erleben.

Das kann gut gehen aber oft sind langes Herumschlendern und Unentschiedenheit die Folgen. Ein Hauch eines unwohlen Gefühls könnte sich breit machen.
Was ist immer tabu?
Einige grundlegende Tatsachen ändern sich jedoch nie. Und das ist auch gut so.
Da das eigene Selbstwertgefühl eng mit der Ausstrahlung verknüpft ist, sollte man auf gar keinen Fall zu ei- nem Date gehen, wenn man schlechte Laune hat. Auch indiskrete Fragen stellen, sich ständig über das eigene Leben beschweren und voreiliges Planen von einer geneinsamen Zukunft mit dem Date, sind alles andere als ratsam.
Die Wegwerfgesellschaft
Unsere Onlinedates.
Wir treffen sie, besuchen sie oder lassen uns von ihnen besuchen .
Manchmal ist ein Kandidat dabei aber meistens eher nicht.
Ich schätze, dass mind. 75 % der Chats und Online-Bekanntschaften früher oder später im Sand verlaufen. Leider.
Meistens früher als später .
Und dann wird „gebreadcrumbed“
Was heißt, du bist solange interessant und wertvoll bis jemand anderes kommt der es noch mehr als du ist.

Aber da man ja nicht weiß ob die neue Sache Funktioniert, hält man sich die andere auch noch warm für den Fall, dass man ja doch wieder zu dieser Person zurück möchte.

Kommt es zu einer Beziehung und in dieser kommt ein Konflikt zustande wird oftmals einfach ein Ende gezogen.
„Denn da draußen gibt es ja noch genug Breadcrumber, die nur darauf warten, bis sie ihr jetziges Exemplar austauschen können…“

Wichtig
Wir Menschen sind von Natur aus begeistert von dem was wir selbst nicht haben, werden wir magisch angezogen.
Zum Beispiel verstehen wir uns auch mit Menschen die uns sehr ähnlich sind weniger gut. Das gilt aber nur für den Anfang.
Damit möchte ich sagen, dass wir uns meist anfangs in Menschen vergucken, die komplett anders als wir selbst sind. Und das ist am Anfang auch sehr aufregend und spannend.
Ist man dann einige Jahre mit der Person liiert, könnte es passieren, dass uns genau diese anfangs faszinierenden Seiten nerven werden.
Augen auf und leider auch Maske an bei der Partnersuche…

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