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Bafin mahnt Banken wegen steigender Preise am Immobilienmarkt zu mehr Vorsicht

Copyright AFP/Archiv Christof STACHE

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) reagiert auf die steigenden Preise für Immobilien: Banken sollen sich künftig mit höheren Rücklagen gegen ausfallende Kredite absichern und “besonders vorsichtig” bei der Kreditvergabe sein. Während der Corona-Pandemie hätten sich “Verwundbarkeiten gegenüber negativen wirtschaftlichen Entwicklungen” speziell am Wohnimmobilienmarkt aufgebaut, erklärte die Bafin am Mittwoch. Gegen Kreditausfälle schützen sollen sich die Banken mit zwei zusätzlichen Kapitalpuffern. 

Konkret will die Bafin den sogenannten antizyklischen Kapitalpuffer von derzeit null auf 0,75 Prozent erhöhen. Banken müssen demnach künftig für ihre risikogewichteten Vermögenswerte zusätzliches Eigenkapital zur Seite legen. Bei Krediten für Immobilien soll zudem ein sogenannter sektoraler Systemrisikopuffer von zusätzlich zwei Prozent zur Anwendung kommen.

Beide Puffer sollen laut Bafin “zeitnah aktiviert werden”. Den Banken bleibe jedoch genügend Zeit um sich auf die Neuregelung einzustellen: Erst ab dem 1. Februar 2023 müssen die Institute die Vorgaben der Bafin vollständig erfüllen. Laut Bafin wird sich der Gesamtbetrag an zusätzlich zurückgelegtem Eigenkapital auf 22 Milliarden Euro belaufen, bestehend aus 17 Milliarden Euro über den antizyklischen Kapitalpuffer und weiteren fünf Milliarden Euro über den sektoralen Systemrisikopuffer.

Für Verbraucher könnte es künftig schwieriger werden, an einen Immobilienkredit zu kommen. Die Bafin riet Banken, Versicherungen und anderen Kreditgebern angesichts der aktuellen Entwicklungen am Immobilienmarkt “besonders vorsichtig” bei der Neukreditvergabe zu sein. Sie erwarte “eine konservative Bewertungs- und Kreditvergabepraxis”, erklärte die Behörde. Diese müsse sicherstellen, das Kreditnehmer die Zahlungen für Zins und Tilgung auch bei steigenden Zinsen leisten können.

Der Ausschuss für Finanzstabilität (AFS), auf dessen Analyse die aktuelle Bafin-Entscheidung teilweise beruht, begrüßte den Schritt. In den vergangenen Monaten habe sich die Gefahr erhöht, dass Banken ihre Kreditrisiken unterschätzen und nur unzureichende Risikovorsorge betrieben, erklärte der AFS. Abrupte Korrekturen am Markt könnten sich dann “negativ auf die Finanzstabilität in Deutschland auswirken”.

Der Ausschuss ist beim Bundesministerium der Finanzen angesiedelt, ihm gehören drei Vertreter der Bundesbank, drei Vertreter des Ministeriums und drei Vertreter der Bafin an. Dazu kommt das für den Geschäftsbereich Abwicklung zuständige Mitglied des Bafin-Direktoriums, allerdings ohne Stimmrecht.

Quelle: AFP

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