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Australien verhindert Einstufung des Great Barrier Reef als gefährdetes Welterbe

Copyright GETTY IMAGES NORTH AMERICA/AFP/Archiv Dimitrios Kambouris

Trotz der Bedrohung durch den Klimawandel hat Australien eine Einstufung des Korallenriffs Great Barrier Reef als gefährdetes Unesco-Weltnaturerbe verhindert. Das Welterbekomitee stimmte am Freitag bei einem virtuellen Treffen unter Vorsitz Chinas dafür, die Entscheidung über den Status des Riffs zu vertagen. Zuvor hatte sich Canberra in intensiver Lobbyarbeit dafür eingesetzt, dass das einzigartige Ökosystem des größten Korallenriffs der Erde nicht als “gefährdet” gelistet wird.

Wegen des dramatischen Korallensterbens am Great Barrier Reef hatte die UN-Kulturorganisation im Juni die Herabstufung des Weltnaturerbestatus empfohlen. “Ich möchte den geschätzten Delegierten aufrichtig dafür danken, dass sie Australiens Engagement für den Schutz des Great Barrier Reef anerkannt haben”, erklärte Australiens Umweltministerin Sussan Ley in einer an das Gremium gerichteten Stellungnahme. Canberra muss nun erst wieder 2022 der Unesco über den Zustand des Riffs berichten.

Im Zuge seiner Lobbyarbeit hatte Australien unter anderem Botschafter aus aller Welt zum Schnorcheln am Riff eingeladen. Sie sollten mit eigenen Augen sehen, “wie schön und vielfältig” Australiens berühmtes Korallenriff sei, sagte Canberras Riff-Beauftragter Warren Entsch zu der Aktion. Die Unesco-Entscheidung war bereits 2015 vertagt worden, als Australien erfolgreich eine ähnliche Kampagne führte und Milliarden Dollar für den Riffschutz bereitstellte.

Offenbar zogen auch diesmal die Lobbybemühungen der Australier. Die Mitglieder des Welterbekomitees – darunter China, Russland und Saudi-Arabien – waren sich einig, dass Australien mehr Zeit bekommen sollte, um über sein Engagement zum Schutz des Riffs zu berichten. 

Die Delegierten baten die Unesco auch, eine Überwachungsmission zu entsenden, um das Riff selbst zu inspizieren. Canberra hatte beklagt, dass sich die Behörde zu sehr auf bestehende Berichte verlasse und auf dieser Basis Empfehlungen abgebe.

“Dies ist ein Sieg für eine der zynischsten Lobbying-Bemühungen der jüngeren Geschichte”, erklärte der Geschäftsführer der Umweltschutzorganisation Greenpeace im Pazifikraum, David Ritter. “Dies ist kein Erfolg – es ist ein Tag der Schande für die australische Regierung.”

Ähnlich äußerte sich der Sprecher des australischen Klimarates, Will Steffen. “Australien muss aufhören, die Wissenschaft zu zensieren, und anfangen, die Schritte zu unternehmen, von denen wir wissen, dass sie zum Schutz des Riffs erforderlich sind.” In dem Klimarat sind unter anderen Wissenschaftler, Politikexperten und Klimaschutzaktivisten zusammengeschlossen.

Eine Einstufung als gefährdetes Welterbe der Unesco gilt nicht als Sanktion. Nach Angaben der Unesco lassen manche Länder ihre Welterbestätten sogar absichtlich auf die Liste des gefährdeten Erbes setzen, um internationale Hilfe anzuwerben. Andere Länder hingegen sehen die Einstufung als ehrverletzend. Australien befürchtet, eine Einstufung als “gefährdet” würde die globale Anziehungskraft des Riffs beeinträchtigen.

Die Unesco hatte das 2300 Kilometer lange Korallenriff 1981 zum Weltnaturerbe erklärt. Das aus 2500 einzelnen Riffen bestehende Gebiet beherbergt eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt. Der Klimawandel und die damit einhergehende Erwärmung der Meere führen aber zu einem Absterben der Korallen. 

In seinem Juni-Bericht hatte das Welterbekomitee sich “zutiefst besorgt” über den Zustand des Great Barrier Reef gezeigt. Die langfristigen Aussichten des Ökosystems im Riff hätten sich “von schlecht zu sehr schlecht” entwickelt. Es wird angenommen, dass zwei Drittel des Riffs in irgendeiner Weise beschädigt sind.

Umweltschützer sehen in der Bedrohung des Great Barrier Reef ein Zeichen dafür, dass Australiens Regierung nichts dafür tut, seine CO2-Emissionen einzudämmen. Australien als einer der weltweit größten Exporteure von Kohle und Erdgas hat sich nicht das Ziel gesetzt, bis 2050 Kohlenstoffneutralität zu erreichen. Der konservative Premierminister Scott Morrison sagte lediglich, das Land hoffe, dies “so bald wie möglich” zu erreichen, ohne Arbeitsplätze oder Unternehmen zu gefährden. 

Quelle: AFP

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